Die Kunst, zu dem zu werden, der man bereits ist
- Froso Eracleous
- 3. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Sept.
Weißt du, was das Beste daran ist, einen eigenen Blog zu schreiben?
Du kannst über alles schreiben, was du willst, und dich auch mal wiederholen. Kein Chef steht dir im Nacken, keine Checkliste, keine „nur genehmigten Themen“. Du hältst den Stift, oder, seien wir ehrlich, du drückst die Tasten, und das ist eine wunderbare Art von Freiheit. Natürlich bedeutet Freiheit nicht, unhöflich zu sein. Wir können über alles schreiben, was wir wollen, und dabei ein wenig Respekt für die Gefühle anderer bewahren.
Als ich diesen Blog startete, dachte ich: „Perfekt! Ein Ort, um meine Arbeit als Künstlerin zu präsentieren.“ Es klang sehr professionell, sehr erwachsen, sehr LinkedIn-tauglich. Aber ich habe Folgendes gelernt: Mein Blog muss kein Showroom sein. Er kann einfach mein kleiner kreativer Spielplatz sein. Schreiben selbst ist eine Kunst, und manchmal möchte Kunst einfach nur atmen, ohne etwas verkaufen oder bewerben zu müssen.

Dieser Beitrag handelt von meiner Wiedergeburt. Um es besser zu schildern: Stell dir mal vor, du ziehst alte Tapeten ab und entdeckst darunter leuchtende Farben. Jahrelang musste ich mich anpassen, um dazuzugehören.. so, als würde ich versuchen, mich in eine zwei Nummern zu kleine Jeans zu quetschen. Jeder, den man trifft, trägt sein eigenes Gepäck, vollgepackt mit Geschichten, Fehlern und Lektionen. Meins war früher ein riesiger Koffer mit kaputten Rollen. Zum Glück habe ich gelernt, mit leichtem Gepäck zu reisen. Jetzt trage ich nur noch einen kleinen Rucksack und öffne ab und zu den Reißverschluss, um die schweren Sachen herauszunehmen, die sich einschleichen.
Was meine ich also mit der Suche nach meinem wahren Ich? Stell dir ein kleines Mädchen vor, das wie ein Feuerwerk durchs Wohnzimmer wirbelt, aus lauter Musik, mit einem Haarbürstenmikrofon in der Hand. Das war ich. Ich war pure Energie, pure Farbe. Zwischen neun und siebzehn verbrachte ich viel Zeit allein zu Hause. Meine Fantasie war nicht nur ein Spielzeug, sie war mein Überlebenspaket. Wer vor der Zeit der Smartphones aufwuchs, weiß, was ich meine. Ich veranstaltete riesige Konzerte, inszenierte dramatische Ketchup-Tatorte, erteilte meinen Teddybären lustige Lektionen und experimentierte mit Make-up, das einen Clown sagen lassen würde: „Beruhige dich, mein Kind.“ Und ich tanzte, immer, endlos, voller Freude.

Die Schule und ich hatten eine interessante Beziehung. Ich hasste das Lernen nicht, aber ich hasste definitiv die „Setz dich hin, sei still, lern das auswendig“-Version. Es gab nur drei Kurse, auf die ich mich wirklich freute: Technologie, Kunst und Tanzgruppe. In diesen Räumen konnte ich bauen, erschaffen und mir die Hände schmutzig machen. Dieses Gefühl, Dinge mit meinen eigenen Händen zu formen, verließ mich nie. Aber wie so viele kreative Seelen folgte ich dem sogenannten respektablen Weg. Gute Noten. Guter Abschluss. Guter Job. Gutes Leben. Die Gesellschaft klatschte höflich, während ich still erstickte. Wenn das eine Lotterie wäre, hätte ich alle Gewinnzahlen, aber ich spielte das völlig falsche Spiel. Meine innere Welt war eher wie ein Jahrmarkt voller heller Lichter, Glitzer, Musik und Überraschungen hinter jeder Ecke, während mir (von der Gesellschaft) ständig gesagt wurde, ich solle still sitzen und Buch führen.
Es brauchte Jahre voller Umwege, ein Burnout, das ich nicht kommen sah, die Verkleinerung meines Freundeskreises und jede Menge Seelenarbeit, um endlich wieder zu mir selbst zu finden. Und weißt du was? Es muss keine dramatische Filmszene sein, um zu zählen. Kein Feuerwerk nötig. Das Beste daran ist einfach, ich selbst zu sein, meine verborgenen Talente zu entdecken und ohne Maske durchs Leben zu gehen, nur um akzeptiert zu werden. Und ich bewundere zutiefst andere, die ebenfalls entschieden haben, dass sie so gut sind, wie sie sind: freundlich, neugierig und kreativ, ohne andere dafür zu belasten.
Das Leben versucht immer wieder, uns in Formen zu pressen, die nicht passen. Die schöne Wahrheit ist, dass man diese Form jederzeit aufbrechen und neu formen kann, diesmal in seiner eigenen Form.
Hier ist mein Wunsch für dich:
Packe deine eigene Tasche aus. Sehe, welche Schätze sich unter dem Chaos verbergen. Vielleicht findest du Farben, die du vergessen hast, eine Melodie, die du seit Jahren nicht mehr gesungen hast, oder einen Funken Neugier, den du für verloren gehalten hast. Und glaube mir: Die Welt könnte ein bisschen mehr von DEINEM wahren Ich gebrauchen.
Mein Garten - Mein Spielplatz 2025








